Gemütliche Jurten, rassige Pferde und "leckere" Stutenmilch (28.07.2002)

Unser erstes Ziel in Kirgistan ist Tash Rabat, eine in einem märchenhaft grünen Hochtal gelegene Karawanserei aus dem 15. Jahrhundert. Dieser Ort der Ruhe war schon vor vielen Jahrhunderten ein beliebtes Ziel der Karawanen, um sich nach der staubigen Strecke durch die Takla Makan zu erholen.


Bei den Halbnomaden in Tash Rabat


Gross Reinemachen

Hier leben auch einige Halbnomaden mit ihren Viehherden und Pferden, die im Sommer ihre feste Behausung im Tal mit einer Jurte aus Holz und Filz tauschen. Diese Jurten sind nicht einfach nur ein Zelt, sondern eine künstlerisch gestaltete und über mehrer Generationen vererbte Behausung für die ganze Familie. Alles hat seinen festen Platz und seinen ritenhaften Ablauf. Wir dürfen bei unserer Ankunft den Ehrenplatz einnehmen, wo wir unseren Willkommenstrunk aus gegorener, leicht alkoholhaltiger Stutenmilch (Kumys) „genießen„. Der Geschmack erinnert uns sehr stark an frisch Erbrochenes. Was trinken wir nicht alles aus Höflichkeit. Man bietet uns eine Jurte als Nachtquartier an und wir werden Reih um von den sehr gastfreundlichen Familien zum Tee eingeladen.


Gastfreunschaft

Weil das Leben der Kirgistan zu einem großen Teil auf dem Pferderücken stattfindet, lassen wir uns auch zu einer "1 PS Offroad Tour" überreden. Der Ritt über die weiten, grünen Blumenwiesen mit Edelweiß ist traumhaft. Als wir am nächsten Tag hören, dass in der Nacht zwei Schafe aus der nahen Herde von Wölfen gerissen wurden, ziehen wir von der Jurte doch lieber wieder in unser Dachzelt um. Die Leiter erscheint uns etwas sicherer als ein dünnes Tuch am Eingang der Jurte zu sein.


1 PS offroad


Lieber in der "Dachjurte"

Schweren Herzens nehmen wir nach zwei Tagen von den Familien in Tash Rabat Abschied. Die Zeit drängt und wir müssen schnell nach Bishkek fahren, um dort unsere organisatorischen Dinge für die Weitereise in den Iran und Turkmenistan zu regeln. Auch dürfen wir die Registrierung bei der Meldebehörde OVIR nicht vergessen, die innerhalb von 72 Stunden nach der Einreise zu erfolgen hat.

Bishkek gefällt uns mit seinen Parkanlagen und grünen Straßen sehr gut. Mit 100 qm Grünfläche pro Einwohner zählt sie zu den vier grünsten Hauptstädten der Welt. Überall ist Aufbruchstimmung zu spüren und der Mief aus vergangenen Zeiten wird so langsam abgelegt.


Grünes Bishkek

Von Bishkek aus fahren wir zurück an den riesigen Gebirgssee Issyk Kul. Ein Kirgise hatte uns einen sehr schönen Platz bei einer Familie direkt am Südufer des Sees empfohlen. Wir campieren direkt neben den Jurten innerhalb eines Canyons. Bei türkisblauem Wasser, Sonne und Strand verleben wir hier ein paar sehr schöne Tage. Wenn die schneebedeckten Berge im Hintergrund nicht wären, denkt man am Meer zu sein.


Am Issyk-Kul


Issyk Kul Strand

Die kirgisische Mundpropaganda hatte uns auch schon auf die einmal jährlich stattfindenden nationalen Reiterspiele am Song Kul aufmerksam werden lassen. Auch hier werden wir wieder herzlich von einer Nomadenfamilie aufgenommen.


Camping am Song Kul


Unsere Nachbarn

Ein erstklassiges Schauspiel der kirgisischen Reittradition soll uns erwarten. In der grünen Gebirgslandschaft gelegen, auf einem Hügel, der vielen tausend Besuchern als natürliche Tribüne dient, versammeln sich die besten Reiter des Landes, um ihre Wettkämpfe auszutragen. Die Parade der traditionell gekleideten Reiter auf Pferden und Kamelen ist ein Schauspiel ersten Ranges. Sogar der Staatspräsident Askar Akaev flog mit dem Hubschrauber ein und brachte als "Überraschungsgast" einen blendend aussehenden Boris Jelzin mit. Die Stimmung ist mit einem Endspiel bei der Fußball WM durchaus vergleichbar.


Reiterspiele 1


Reiterspiele 2

Reiterspiele 3


Zuschauer

Der Abschied von unserer Gastfamilie fällt uns wieder sehr schwer. Die Oma kommt mit einem großen Eimer "leckerer" Stutenmilch zum Auto und holt kurz vor dem Einschenken mit ihren Händen noch die letzten Feststoffe aus der Milch. Bei soviel Herzlichkeit müssen wir natürlich unsere Schalen vollständig austrinken.


Stolze Kirgisen

Die nächsten 400 Kilometer führen uns über unbefestigte Pisten und Wege quer durch Kirgistan in Richtung Südwesten. Die Landschaft wechselt ständig zwischen hohen, gebirgigen Wäldern und trockenen Canyons, bis wir am östlichen Rand des fruchtbaren Fergana Tals ankommen. Überall sehen wir riesige Sonnenblumenfelder, Baumwollplantagen, Getreide und grüne Wiesen. Wasser gibt es, wie fast überall in Kirgistan, im Überfluss. Wir landen in Osch, mit über 3000 Jahren eine der ältesten Städte Zentralasiens. Von der einstigen Bedeutung als Handels- und Karawanenstadt der Seidenstrasse ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen. Nur der sehr bunte Basar zeugt von dem quirligen Leben vergangener Zeiten. Hier bereiten wir uns auf den Grenzübertritt nach Usbekistan vor.


Richtung Osch

Richtung Osch 2


Basar in Osch

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