Zunächst fahren wir in die Hauptstadt Amman, wo wir auf dem riesigen, sehr schönen Gelände der Theodor-Schneller-Schule, einem Selbsthilfeprojekt für Waisen, unser Camp aufschlagen - absolut empfehlenswert und die paar Dinar sind für einen guten Zweck. Die Tage in Amman nutzen wir in erster Linie für Organisationsangelegenheiten. Zuerst muss das Visum bei der Polizei registriert werden, weil wir länger als 14 Tage im Land bleiben wollen. Anschließend besuchen wir die libysche Botschaft, um für unsere Weiterreise über Ägypten die Transitvisa nach Tunesien zu beantragen. Der dortige Konsul eröffnet uns sehr zu unserer Überraschung, dass wir ohne eine besondere Genehmigung aus Tripolis keine Visa bekommen können und er uns bei dieser Genehmigung nicht unterstützen kann (oder möchte). Der Weg führt nur über lizenzierte libysche Reiseveranstalter, die uns einen unverbindlichen Preis von 500 bis 800 USD für ihre Bemühungen nennen. Für einen kurzen Transit von ein paar Tagen etwas teuer! Ein befreundeter Bundestagsabgeordneter versucht uns daraufhin mit einem Schreiben an den libyschen Botschafter in Deutschland zu helfen - das Ergebnis ist noch offen. Da die Fähre von Haifa (Israel) nach Piräus wegen der Sicherheitslage eingestellt wurde, würde uns als Alternative nur die Umrundung des Mittelmeeres über die Türkei bleiben. Unser Besuch bei der irakischen Botschaft bringt uns auch nicht viel weiter. Der Visaantrag aus Teheran ist nach über vier Wochen immer noch nicht bearbeitet; allerdings verweist man uns an einen Kontaktmann von Iraq Airlines, der innerhalb von wenigen Tagen Gruppenvisa besorgen kann. Der Haken bei der Sache ist, dass mindestens fünf Personen dieser Gruppe angehören müssen, die auch tatsächlich gemeinsam einreisen. Jordanier zählen hierbei nicht mit, sonst könnten wir ja jemanden von der Straße anheuern. Da wir bisher keine Gleichgesinnten finden konnten, wird dieser sehr interessante Teil der Seidenstrasse für uns leider im Verborgen bleiben. Wir verlassen Amman nicht gerade in Hochstimmung, um uns den Highlights des Landes zu widmen.
Im Toten Meer |
Taufplatz von Jesus |
schmaler Jordan |
Wir ziehen uns zur Übernachtung auf den Berg Nebo (802 m) zurück, die Stelle, an der die Israeliten unter der Führung Moses das erste Mal auf ihr neues, gelobtes Land blicken durften. In der Dunkelheit sieht man von unserem Camp die Lichter von Jericho und Jerusalem im Westjordanland. Ein bedrückendes Gefühl, als wir im gleichen Moment aus unserem Kurzwellenempfänger die Nachricht empfangen, dass quasi unter unseren Augen wieder eine Bombe hochgegangen ist und dabei drei Menschen getötet wurden.
Heißer Wasserfall |
In Kerak besuchen wir die Ruinen einer Kreuzritterburg, deren Besichtigung aber nur lohnt, wenn man nicht die Gelegenheit hatte, die wesentlich besser erhaltenen Burgen in Syrien zu besuchen. Auch die vielen kleineren Ausgrabungsstätten entlang der Königsstrasse sind sicherlich einen Besuch wert, wenn man die nötige Zeit dafür mitbringt. Um unserem Säulen- und Ruinensyndrom entgegenzuwirken, besuchen wir erst einmal die Naturschönheiten neben unserer Route.
Camp in Dana |
Abendstimmung in Dana |
Morgenstimmung im Wadi Dana |
Petra |
Beduinenpolizei |
Der Zugang in die Stadt verläuft durch eine sehr enge, nur wenige Meter breite Schlucht (Siq) mit teilweise über 100 Metern hohen Felswänden aus farbigen Sandstein. Am Ende der Schlucht blinzelt uns durch einen schmalen Felsspalt das Schatzhaus mit seiner riesigen Fassade entgegen, die aus einem Stück in den in den roten Sandstein gemeißelt wurde. Wir gehen wie alle Touristen den Siq weiter an diversen kleinen und großen Felsgräbern vorbei bis zum Amphitheater. Eine ursprüngliche Sandsteintreppe führt uns dann auf die Felsspitze zu einer Opferstelle. Von hier genießen wir den tollen Ausblick auf Petra, wo Tempel, Klöster, Gräber in den rosaroten Stein gemeißelt wurden. Wir erkennen Straßen, ehemalige Wohnhäuser und Unmengen von Schutt, wo sicher noch viele Geheimnisse der Vergangenheit verborgen sind. Unseren Weg setzen wir noch bis zu dem Tempel der Pharaonentochter fort, trinken den teuersten Tee unserer Reise und kehren um.
Geheimnisvolles Petra |
Schatzhaus von Petra |
Farbenspiel |
Beduine auf Esel |
Bei einer weiteren Exkursion durch einen Wassertunnel der Nabatäer und einem anschließenden Wadi wandern wir abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Mit etwas Mühe kann man auch hier in Petra völlig einsame und sehr schöne Plätze finden, um sich von dem Jahrmarkt ähnlichen Treiben mit Reitkamelen, Eseln, Pferdewagen und den unzähligen Händlern zu erholen.
Wadiwanderung nach Petra |
Wadilandschaft bei Petra |
Wadilandschaft bei Petra |
Fassade aus einem Stück |
Kurz vor Aqaba erreichen wir die einzigartige Wüstenlandschaft des Wadi Rum, wo Lawrenz von Arabien und seine arabischen Mitstreiter zu Beginn des letzten Jahrhunderts im Auftrag der Briten mit der türkischen Arme Katz und Maus spielten. Die unübersichtliche und sehr schroffe Landschaft stellt auch uns auf die (Navigations-)probe. Unsere sehr schlechte Karte kann nur als Anhaltspunkt dienen und wir sind wieder einmal froh, ein GPS im Auto zu haben. Mit 80 Liter Wasser und aufgefüllten Lebensmittelvorräten starten wir zu drei unbeschreiblich schönen Tagen in diese einzigartige Landschaft.
Wadi Rum |
Wadi Rum |
Wadi Rum |
Hier erreicht uns auch die sehr positive Nachricht des libyschen Botschafters in Deutschland, dass wir in Kairo ausnahmsweise ein Transitvisum für Libyen erhalten können, so dass wir die Tage im Wadi Rum ohne größere Sorgen über die weitere Reiseroute mit einigen Wanderungen verbringen können.
Burdah Bridge |
Die letzte Nacht verbringen wir mitten in der Wüste direkt an der Strecke des Desert Cup, eines 168 Kilometer langen Ultramarathons. 231 Läufer haben sich in diesem Jahr der Herausforderung gestellt und für Ute als Marathonläuferin ist es eine persönliche Pflicht, die einsam in der Wüste laufenden Sportler anzufeuern. Anders als beim Berlin Marathon stehen sich hier nachts um zwei Uhr Läufer und Fan im Verhältnis eins zu eins gegenüber, wobei die Läufer uns an dieser Stelle in der Wüste eher als eine Fata Morgana angesehen haben. Die Spitzenzeit für 168 Kilometer durch weichen Wüstensand lag übrigens bei 18 Stunden und 35 Minuten.
Wüstenmarathon |
Leider scheinen die Tage des Wadi Rum als Offroad Paradies gezählt zu sein. Planungen sehen kurzfristig eine Führerpflicht und eine Verbannung von Fremdfahrzeugen aus diesem Nationalpark vor.
Für die Weiterfahrt nach Aqaba wählen wir die Wüstenpiste, die nach knapp 50 Kilometern abrupt am Golf von Aqaba endet, wo wir direkt am Strand einige Tage bei den prächtigen (und nahezu unzerstörten) Korallenriffen verbringen. Welch ein Gegensatz, wenn man aus der Wüstenlandschaft kommend in diese bunte Unterwasserwelt eintaucht. Hier treffen wir auch viele andere Traveller, die über Ägypten und den Sudan auf der Ostroute nach Südafrika weiterreisen wollen. Auch wir müssen von Aqaba die Fähre nach Nuweiba in Ägypten nehmen, obwohl eine weniger lange Fahrt über die Küstenstraße durch Israel viel kürzer (und billiger) ist. Mit den Stempeln der israelisch/ägyptischen Grenze in den Pässen, wäre uns jedoch die Einreise nach Libyen oder die Rückkehr nach Syrien verwehrt.
Aqaba |