Durch das wilde Kurdistan (13.10.2002)

Leider haben wir es trotz aller Bemühungen der irakischen Botschaft in Teheran und einem, Unterstützungsschreiben der Deutschen Botschaft nicht mehr vor Ablauf unseres Iranvisums geschafft, in Richtung Bagdad weiterzureisen. Wenn es die politische Lage zulässt, werden wir einen zweiten Versuch von Jordanien aus wagen.

Also geht es bei Bazargan über die Grenze in die Türkei. Die Abfertigung auf der iranischen Seite erfolgt genauso angenehm wie bei der Einreise. Die Pässe und das Carnet werden sofort abgestempelt, unser Auto keines Blickes gewürdigt, so dass wir nach einer knappen Stunde die Formalitäten erledigt sind und um die Dieselausgleichsabgabe kommen wir auch herum. Auf der türkischen Seite sieht die Sache dann wesentlich unfreundlicher und chaotischer aus. Es ist sehr schwer vorstellbar, dass an dieser Stelle einmal die europäische Außengrenze verlaufen soll. Wir wühlen uns hier durch das Chaos und arbeiten unseren Laufzettel ab und dürfen endlich einreisen. Kurz hinter der Grenze erleben wir dann einen Checkposten nach dem anderen, größtenteils sehr unfreundlich - wir sehnen uns ein bisschen in den Iran zurück. Um uns herum viele Panzer, Geschütze und gefechtsbereite Soldaten hinter Sandsackstellungen. Ein türkischer Freund hatte uns schon gewarnt: Im Kurdengebiet sei Krieg und das glauben wir nun unbenommen. Zum Glück lässt uns eine Militärstreife, nachdem sie über Funk eine Genehmigung eingeholt hat, zu der Stelle vor, wo 1920 ein Meteorit einschlug und den angeblich weltweit zweitgrößten Krater verursacht hat.


Meteoritenkrater

Das erste Camp schlagen wir direkt an der Palastanlage Ishak Pasa in den Bergen auf. Alles ist in dieser Höhe von über 2000 Metern sehr herbstlich und kalt, so dass wir uns zum Abendessen in unser Vorzelt verkriechen und vergeblich versuchen, unsere nahezu nagelneue Webasto Standheizung in Betrieb zu nehmen. So ist das eben mit den Markenprodukten - es scheint alles nur für mitteleuropäische Strassen gebaut zu sein. Naja, immerhin hat sie ja schon zweimal funktioniert.


Ishak Pasa

Ishak Pasa

Vorbei an dem Berg Ararat (5137 Meter), an dem die Arche Noah gestrandet sein soll, folgen wir einer wunderschönen Gebirgsstraße bis auf 2600 Metern durch eine Vulkanlandschaft mit sehr vielen erkalteten Lavaströmen bis zum Van Gölü (-See). Kurz vor dem Pass treffen wir zwei Berliner Radfahrer, denen an diesem Morgen ein kurdischer Zeitgenosse durch Vorzeigen seiner Pistole ihre Wertsachen abnehmen wollte. Sie hatten zum Glück die stärkeren Nerven - wir sind gewarnt.


Mount Ararat (5137 m)

Lavamassen

Der Van Gölü ist mit seinen riesigen Ausmaßen von 3600 qkm im 15. Jahrhundert durch einen Vulkanausbruch des Nemrut entstanden, nachdem die erkaltete Lava einen Damm gebildet und den Wasserabfluss aufgestaut hat. Einige Stunden genießen wir die Fahrt am Ufer dieses tiefblauen Sees.


Van Gölü

Van Gölü

Unser Camp schlagen wir an diesem Tag in dem nicht mehr aktiven Krater eines Vulkans auf. Wir schätzen den Kraterdurchmesser auf ca. 5 Kilometer in dem sich zwei Gebirgsseen und ein Laubwald, ringsum eingebettet von Steilwänden, befinden. Das Laub hat sich hier schon herbstlich verfärbt und bei dem blauen Himmel entsteht ein richtiges „Indian Summer Gefühl„. Spontan bleiben wir an dieser schönen Stelle zwei Nächte.


Kraterlandschaft

Camp im Vulkan

Kraterstimmung

Herbst im Vulkan

Bevor wir weiter nach Syrien reisen, besuchen wir noch den kulturhistorisch sehr interessanten Nemrut Dagi Nationalpark. In einer wunderschönen, teilweise zerklüfteten Bergwelt erleben wir einen Sonnenaufgang mit Blick auf riesige Steinkolosse (250 v. Chr.) einer Tempelanlage am Gipfel des Nemrut (2150m).


Nemrut NP

Nemrut NP

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